Cat Ba und Ninh Binh: Verfalle ich dem „Karstfelsen-Glamour“ noch?

(Cat Ba: 7. – 11.01.2024; Ninh Binh: 11. – 15.01.2024)

Sunshine auf dem Weg nach Cat Ba
Unsere Fahrt nach Cat Ba verläuft richtig smooth. Beim Übersetzen mit der Autofähre auf die größte Insel der Halong Bucht bemerke ich zunächst gar nicht, dass wir schon los gefahren sind. Als ich unsere Entfernung zum Ufer dann irgendwann doch verdutzt feststelle, denkt Johannes dass ich ihn veräppeln möchte. Will ich selbstverständlich nicht 😉 – aber vielleicht hat mich die durch die Wolken hervorkommende Sonne einfach ein wenig geblendet. Cat Ba befindet sich aktuell in der Nebensaison und wirkt, gerade im Kontrast zum geschäftig treibenden Gewusel der Altstadts Hanois, auf uns fast ein wenig geistermäßig verlassen.

Das beste Pad Thai der Welt
Wie der Zufall es so will, finden wir auf der Insel das beste Pad-Thai unseres Lebens. Und ich übertreibe nicht. So eine gute Sauce habe ich noch nie gegessen. Wir vermuten, dass das wohl an der frischen Tamarinde liegt. Auf jeden Fall besuchen wir das Restaurant gleich an 3 Tagen hintereinander. Und das will was heißen. Es sind doch oft die kleinen Dinge, wie ein köstliches Essen, die mich besonders glücklich machen. Auch der Banana-Flour-Salad kann sich schmecken lassen. Habt ihr so etwas schon mal gegessen? Es ist tatsächlich ein Salat aus einer gehobelten Blüte des Bananen-Baumes, dazu gibt es weitere Gemüse, getoppt mit einem leicht-scharfen Dressing. Ich kann nur raten den Salat unbedingt mal zu probieren, wenn ihr diesen in Asien auf der Speisekarte findet.


Wir machen unsere eigene Group-Tour
Unser Learning aus Sapa hat uns gezeigt, was wir vorher schon vermutet haben: Man braucht definitiv nicht für jede Unternehmung eine Group-Tour.
Und so erkunden wir den laut Tripadvisor sehr sehenswerten Nationalpark von Cat Ba auf eigene Faust. Es macht vor allem Spaß die 12 km über vielfältige Wege zu laufen und dabei auch steilere Steinwege hinunter zu kraxeln. Die erhoffte Tiervielfalt, wie z.B. Affen bleibt zwar aus, dafür treffe ich aber einen besonders zahmen Schmetterling. 😉

Unser Weg endet nach der Durchquerung eines Fischerdorfes an einem kleinen Hafen. Die einzige offizielle Fähre von hier aus zurück nach Cat Ba haben wir verpasst. Das war uns jedoch bewusst, und auf der Suche nach ein wenig Abenteuer-Nervenkitzel machen wir uns auf die Suche nach einem privaten Boot zurück. Auf einem Boot, was gerade am Ablegen ist, ruft uns ein Mann zu, dass er um 15 Uhr (also in zwei Stunden) zurück ist, und uns dann für eine guten Preis mitnehmen kann. Deal? Ja, er hat unser Wort. Daher haben wir die kommenden zwei Stunden gut damit zu tun weitere Angebote auszuschlagen. Um viertel nach drei sind wir uns dann langsam unsicher, ob er noch auftaucht, aber tatsächlich – er kommt. Und wie es dieser Deal wohl so wollte, starten wir dann irgendwann gegen 16 Uhr inmitten der Group-Tour eines Kumpels von ihm Richtung Cat Ba.


Karstfelsen all day long 😉

Am darauffolgenden Tag gehen wir dann auch noch mal einen kompletten Tag aufs Boot und haben schöne Ausblicke auf die Halong- und Lan Ha Bay. Inkludiert ist auch eine Kajak-Tour. Das Ende dieser ist ein bisschen lustig, als alle gleichzeitig versuchen wieder an den Steg zu kommen.

Kleine Kajak-Action

Ansonsten gibt es auf Deck viel klassischen „travel talk“. Den geben wir uns nur in Maßen in dem wir entspannt mit einem sympathischen französischen Pärchen direkt vorne am Bug auf den besten Plätzen sitzen. Im Licht der untergehenden Sonne offenbart sich mir definitiv die Schönheit der Felsen und unzähligen Inseln. Aber „call me crazy“, irgendwann habe ich mich dann doch auch ein bisschen „satt gesehen“ und es passt für mich gut, dass wir abends wieder an Land gehen und nicht die Tour mit einer Übernachtung an Board gebucht haben. Wobei diese mit Sicherheit auch sehr schön und ein Erlebnis sein kann.

Yoga mit Vietnamesinnen
Da ich mal wieder Lust auf eine Yoga-Stunde habe, schaue ich, was auf Cat Ba so geht. Wie schon fast vermutet lande ich in einer sehr einheimischen Stunde: Yoga mit einem indischen Lehrer in einem großen Sportzentrum. Ich werde vier Mal zu einem anderen Eingang geschickt, bis ich die Gruppe endlich gefunden habe. Das sind auch die Erlebnisse, die ich so besonders mag, sich einfach mal ein bisschen mehr unter die Einheimischen mischen. Netterweise lässt der Lehrer auch einige englische Vokabeln in die vietnamesische Abfolge einfließen.

Reiseerkenntnisse
In Cat Ba ziehen Johannes und ich auch eine kleine Zwischenbilanz über unsere bisherige Reise und filtern dabei auch noch mal raus, was uns meist richtig guttut. Das sind…
-    Natur, Bewegung und unser eigenes Ding zu machen.
-    Verweilen!
-    Weite, d.h. Unterkünfte, die so groß sind, dass mindestens zwei Yoga-Matten ausrollen kann.
-    Begegnungen mit Einheimischen
Und was auch mal wieder richtig schön wäre, wäre sich selber Essen zuzubereiten. Vielleicht buchen wir spätestens auf Sri Lanka mal ein Apartment mit kleiner Küche. Es ist echt ein Luxus, dass es in Asien fast keinen Sinn macht, selber zu kochen und immer ganz gute Restaurants in der Nähe sind. Langsam fange ich aber doch an zumindest ein selbstgemachtes Frühstück nach meinen Bedürfnissen zu vermissen. Aber das ist ja definitiv eher ein Luxus-Wohlfühlproblem.

Huuuuup, huuuuup Ninh Binh wir sind unterwegs

Via Bus kommt man in Vietnam gut voran

Nach Cat Ba geht es für uns weiter nach Ninh Binh, was auch als das „trockene Tor zur Halong-Bucht“ bezeichnet wird. Hier haben wir uns 4 Tage Zeit genommen, da das Wetter wohl sehr wechselhaft werden kann und wir so einen kleinen Puffer haben um die Gegend zu erkunden. Auf der Busfahrt gibt es quasi Dauer-Gehupe. Unsere Beobachtung ist, dass man sich in Vietnam einfach überall relativ aggressiv durchhupt und so seinen Weg bahnt. In Indonesien gab es zwar auch viel Hupkonzert, hier hatte ich aber immer mehr das Gefühl, dass es als sinnvolles „Warnsignal“ galt, wenn z.B. Kinder am Wegesrand gespielt haben oder Rollerfahrer von einem überholenden Fahrzeug gewarnt wurden.

Vorfreude auf Thailand
Unsere Zeit in der Ecke ist definitiv nicht schlecht, jedoch stellt sich bei uns schon stark eine Vorfreude auf Thailand ein.
Das liegt zum einen am sehr tristen und super regnerischen Wetter. Das „Karstfelsen-Grau“ hat auf mich eher etwas Bedrückendes und auch die Kommunikation mit den Einheimischen finde ich mittlerweile etwas anstrengend. Das liegt zum einen daran, dass Englischkenntnisse kaum vorhanden sind und zum anderen, dass häufig so intransparent kommuniziert wird. Auch Nachfragen, die einem Speisen oder das Land näher bringen würden, können so oft nicht beantwortet werden und irgendwann resigniere ich dann etwas.

Bewegung (sie), Grippe (er) & einfach mal herum rudern lassen (beide)
Johannes hat außerdem ein grippaler Infekt ziemlich niedergehauen. Ich nutze die Zeit derweil bei egal welchem Wetter für viel Bewegung bei Spaziergängen, besteige den Drachenfelsen und als es Johannes etwas besser geht, machen wir noch eine kurzweilige Bootsfahrt. Besonders hängen geblieben von dieser ist das Kopfeinziehen bei der 1km-langen Durchfahrt durch eine beeindruckende Tropfsteinhöhle und unsere nette Ruder-Dame.

“Watch your head!”

Eine Bootsfahrt, die ist lustig…

Mein Ausblick beim Aufstieg auf den Drachenfels.

Ciao Hanoi und Flughafenabenteuer
Vor dem Weiterflug nach Bangkok sind wir kurzzeitig zurück in Hanoi. Das ist ganz cool, da wir uns fast schon ein wenig heimisch fühlen und noch ein, zwei Banh mi Läden testen und ich ein letztes Mal lecker-süßen Kokos-Kaffee schlürfen kann.
Kurz vor Abflug ermöglicht mir mein Freund noch ein kleines Abenteuer: Beim Boarding piepst es laut als meine Boardkarte über den Scanner gezogen wird, ich komme nicht durch. Stattdessen werde ich mit zurück zur Gepäckaufgabe und -kontrolle genommen. Oh, no! Kriegen wir noch den Flug? Recht schnell ist klar, dass auf mein Ticket Johannes Backpack läuft. Klasse, denn er hat neben seinem Rasierer auch noch eine große Powerbank in seinem Gepäck vergessen. Die ist dann wohl auch das Problem. Unter rasendem Zeitdruck finde ich sie dann schließlich in seinem Gepäck, darf diese mit ins Handgepäck nehmen und werde schnell noch auf einen Flughafen-Kaddy bugsiert. We made it! Also kleiner Tipp: Niemals eine Powerbank oder allgemein akku-betriebene Geräte im Aufgabegepäck lassen.
 
Nordvietnam – das bleibt bei mir hängen:
•    Wir hatten hier bisher die intensivsten menschlichen Kontakte auf der gesamten Reise. Diese sind oft durch eine kleine „Krisensituation“ entstanden und haben uns menschlich dadurch aber noch nähergebracht.
•    Meine Beobachtung ist, dass das Reisen in Vietnam viel aus Grouptouren und geführtem Travel besteht. Das hat definitiv alles seine Berechtigung. Ich fand es für meinen Geschmack aber sehr schwer, dadurch in dem Land seinen eigenen Weg abseits der beaten tracks zu gehen. Umso mehr hat es sich aber gelohnt, wenn wir das gemacht haben.
•    „Das tut uns gut!“ Außerdem fand ich es richtig schön, dass wir uns – auch durch einige Happenings in Vietnam veranlasst -  die Zeit genommen haben, nochmal weiter und intensiver zu definieren, was uns auf Reisen richtig gut tut!
•    Landschaftlich hat Nordvietnam final nicht mein Herz berührt. Ich fand es schön, aber teilweise bei tristem Wetter auch etwas trostlos und beengend. Und auch das schreibe ich nur noch mal aus, da ich glaube, dass es sowieso schon aus meinen Berichten heraus zu lesen gewesen ist 😉. Und es kann einen ja auch einfach nicht jedes Land gleich stark berühren.
•    Was ich wirklich auf Dauer schwierig und auch etwas anstrengend fand, war die indirekte Kommunikation, die so häufig gelebt wurde. Ich bin durchaus in der Lage mich kulturell anzupassen und auf alles einzulassen, jedoch tut es dann doch weh, wenn durch „Nicht kommunizieren“ vermeidbare Fehler oder Missverständnisse entstehen. Was mich auch verwundert hat, war wie wenig – auch in Hotels – Englischkenntnisse vorhanden sind. Oder eben auch die Bereitschaft ein paar Sätze zu lernen und mal den „Translator“ raus zu holen.
•    Daneben bleiben aber auch viele (versteckte) Freupunkte hängen. So z.B. das erste wuselige Eintauchen in Hanoi, die Sonne auf der Bootsfahrt nach Cat Ba, ein toller Massage-Salon, den wir auf Cat Ba mehrfach besucht haben, Fahrradfahren in Ninh Binh und natürlich das weltbeste Pad Thai!

Jetzt bin ich vorfreudig auf Thailand und auch schon sehr gespannt, was uns kulinarisch so erwarten wird.
Also: Power-Bank und euch 😉 im Handgepäck verstaut und auf geht es nach Bangkok!

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Bangkok: Immer in Bewegung!

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Trekking im Matsch & interkulturelle Freundschaften in Sapa