Tetebatu: Über großartige Gastfreundschaft und endlose Reisfelder
Reiskörnchen..
(16.12. – 18.12.2023)
Autofahrt und Rambutan-Tasting
Hallo Lombok! Am Hafen angekommen lässt unser netter Fahrer Adanan nicht lange auf sich warten. Ich bin total dankbar, dass er uns fährt, denn auf der 2,5 stündigen Fahrt nach Tetebatu gibt es unglaublich viel zu sehen: Affen, die die Straßen queren, viel Verkehr während wir durch Lomboks größte Stadt Mataram fahren und dann eine wahre Fruchtvielfalt am Straßenrand. Über die Durian habe ich ja schon im Singapur-Beitrag berichtet. Diese erneut zu degustieren 😉 reizt uns daher nicht wirklich. Witzigerweise bekennt Adanan auch, dass er - untypisch für die meisten Indonesier, der Frucht auch nicht zu viel abgewinnen kann, seine Frau diese aber in rauen Mengen verzehrt.
Er fragt uns, ob wir schon mal Rambutan probiert haben. Nein, haben wir nicht – das soll sich dann schnell ändern. Adanan hält kurzerhand an und kauft ein Kilo der Frucht für uns. Er zeigt uns auch wie wir diese rote Farbenpracht schälen müssen. Es schmeckt richtig gut, ich finde ein wenig vergleichbar wie Litschi. Vollkommen klar, dass hier jetzt ab sofort das „Team Rambutan“ im Auto sitzt.
Angekommen im Dschungel
Während wir in Richtung Tetebatu fahren, verändert sich auch langsam die Vegetation. Es wird grüner und bergiger und wir entfernen uns vom immer weiter vom Meer und fahren ins Landesinnere. Von unserem Ursprungsplan von hier aus auch den 3726 Meter hohen Schichtvulkan „Rinjani“ zu besteigen, müssen wir uns leider verabschieden. Das fällt mir nicht leicht, doch unser Gastgeber Roon rät uns bei der aktuellen Jahreszeit deutlich davon ab, zu nass, schlechter Tritt und wahrscheinlich auch keine gute Aussicht. Okay, auf der Reise ergeben sich sicherlich noch weitere „Wanderherausforderungen“.
Ausblick von unserer Unterkunft auf den Rinjani-Vulkan
Ingwertee & Black Monkey Warung
Wir nehmen uns erstmal Zeit in Ruhe anzukommen und genießen die bisher größte Gastfreundschaft auf der gesamten Reise. Während wir vor unserer Hütte sitzen und in den Dschungel blicken, werden wir mit leckerstem Ingwertee versorgt. Dieser wird noch mit etwas Schwarztee gemischt. Außerdem betreibt unsere Gastgeberfamilie die Straße herunter einen eigenen Warung (i.d.R. ein [kleines] Familienbusiness; in dem Fall ein Restaurant; kann aber auch ein kleiner Shop sein) in dem es köstliche Gerichte gibt. Johannes hat es z.B. das Jackfruit-Curry besonders angetan. Mir schmeckt der Gado-Gado Salat, den wir am zweiten Abend bei einem kleinen Kochkurs unter Anleitung von Roons Tochter zubereiten richtig gut! Im Rahmen des Kochkurses ist es auch toll, dass wir Einblick in die Küche bekommen dürfen. Auf kleinstem Raum werden hier so viele leckere Speisen zubereitet. Eigentlich geht doch alles irgendwie.
Wir servieren: Gado-Gado und Olah Olah
Fruchtige Vielfalt, Reisfelder & schwarze Affen
Umgeben von einer endlosen Anzahl von Reisfeldern, darf natürlich eine Tour durch eben diese nicht fehlen. So machen wir uns am nächsten Morgen mit Roons jüngerem Bruder Astro auf den Weg. Ich bin manchmal erst skeptisch, wenn ich solche Aktivitäten „buche“, denn ich mag es einfach nicht, mich wie der „größte Touri aller Zeiten“ zu fühlen 😉. Aber diese Tour durch die Reisfelder mit Abkühlung in zwei Wasserfällen und einem Abschluss im Black Monkey Forest ist richtig lohnenswert und authentisch.
Alleine zu Beginn geraten wir schon ins Schwärmen. So eine fruchtige Vielfalt würde ich mir auch vor der Haustür wünschen. Mit der Mangostin lernen wir noch eine neue Frucht kennen. Ansonsten hängen Durians, Jackfruit, Passionsfrüchte und auch die Robusta-Kaffeebohne an Bäumen und Sträuchern.
Ein Kaffee-Zwischenstop führt uns zu Roons und Astros Schwester. Diese vertreibt im Rahmen einer Kooperation der Dorfeinwohner Gewürze und Co. Mhhh frische Vanille-Schoten, Kakao-Bohnen (bei uns auch als Super-Food Kakao-Nibs im Supermarkt angeboten) und die interessanteste Entdeckung ist Tee aus der getrockneten Schale der Muskatnuss. Dieser soll bei allerlei Magenproblemen helfen. Und der Tee schmeckt auch, wenn man gerade nicht von diesen geplagt wird, richtig lecker. Vielleicht werde ich doch noch in Teilen zu einer Teetrinkerin. 😉
Den Reisanbau mit allen einzelnen Schritten finde ich so beeindruckend und eine kleinteilige Handwerksarbeit. Wenn wir heute Abend wieder im Warung essen, werde ich jedes einzelne Reiskörnchen nochmal mehr zu schätzen wissen. Wir lernen auch, dass Frauen für das Pflanzen von Reis und die weitere Pflege zuständig sind. Die Männer hingegen sieht man vorab die Felder umpflügen. Die meisten der hier lebenden Familien besitzen ihre eigene Reisfelder.
Astro zeigt uns dann auch noch die „Tourist-Chili“ und hält die Chili dagegen, die die Einheimischen bevorzugen.
In Astros rechter Hand befindet sich die sehr viel hellere “Tourist-Chili”.
Allgemein ist man hier gut über die Vorlieben der „Tourists“ informiert. Eine Aussage lautet auch: „The water from the mountains is very nice, but not good for tourists to drink. They better drink water from the bottles.“ Irgendwie fühlt man sich dagegen fast ein wenig „verweichlicht“, und auf der anderen Seite bin ich aber auch happy, dass man hier lebensmitteltechnisch gut Bescheid zu wissen scheint.
Eine neue Vokabel hören wir hier auch zu Hauf, während wir durch die teils engen Reisterassenwege laufen oder zu Wasserfällen rauf und runter kraxeln : Hati-hati – Vorsicht!
Black monkey in the forest - entdeckt ihr ihn? ;)
Bamboo Village und eine Begegnung mit der lebensfrohen Miss Atun
Nachdem ich mich stark zurück gehalten habe meinen Backpack mit irgendwelchem Bastelkram zu füllen, freue ich mich riesig, dass wir uns in Tetebatu nah am Bamboo Village befinden. Da möchte ich so gerne hin! Als wir dort ankommen werden wir direkt bei Miss Atun auf die Terrasse gebeten. Sie ist wohl die letzte Weberin, die das Handwerk des Bambuswebens von klein auf gelernt hat. Ihre Tochter ist nicht in ihre Fußstapfen getreten und so werden die Bamboo-Flechtereien wohl in geraumer Zeit nur noch maschinell durchgeführt werden. Ich finde es beeindruckend zu sehen mit welchem Geschick sie uns im Handumdrehen zwei Ringe hergestellt hat. Bei der Herstellung einer kleinen Box für die Ringe darf ich auch ein wenig mit flechten. Miss Atun ist so lebensfroh und richtig ansteckend mit ihrer guten Laune. Zwischendurch trudelt immer mal wieder jemand von ihrer Großfamilie ein. Nach unserem Eintreffen hat sie mich übrigens auch zuerst einmal „gestylt“, denn meine halboffenen Haare waren ihr wohl ein wenig zu wild. Also sitze ich während sie flechtet mit einem für mich gefühlt sehr strengen Dutt vor ihr, den sie mir im Handumdrehen auf den Kopf gezwirbelt hat. Zum Abschied steckt sie mir noch eine Blume zur Verschönerung hinein.
Zum Arbeiten nach Malaysia
Was ich vorher nicht wusste, und mich doch bewegt hat, ist das viele (junge) indonesische Männer zum Arbeiten und Geld verdienen nach Malaysia gehen. Hier arbeiten sie oft illegal und ohne Papiere in Palmöl-Plantagen. Astro erzählt uns während unserer gemeinsamen Tour, dass er das für 5 Jahre gemacht hat um Geld zu verdienen. Und auch Roons und Astros ältester Bruder arbeitet die meiste Zeit des Jahres in Malaysia und kommt nur zu Besuch nach Hause. Alex, Roons Neffe, der mich mit dem Roller zu Miss Atun fährt, gerade 18 Jahre alt ist und soeben die Schule abgeschlossen hat, berichtet mir ebenfalls, dass er demnächst erst einmal zum Geld verdienen nach Malaysia gehen möchte. Als uns Roon an unserem Abreisemorgen erzählt, dass sein Freund und Nachbar in der Nacht in Malaysia an Malaria verstorben ist, fehlen uns einfach nur noch die Worte und man weiß kaum, was man dazu sagen soll und kann nur sein Mitgefühl ausdrücken. So berichtet Roon z.B. auch, dass sein Nachbarsfreund vielleicht gar nicht zurück nach Indonesien gebracht werden kann, da er sich illegal in Malaysia aufhielt. Gänsehaut!
Ich vermute, dass die oft schwierige finanzielle Situation dazu führt, dass man hier flexibel bleibt und sich für keine Arbeit „zu schade“ ist und Stärken in vielen Bereichen entwickelt. So erzählt uns Roon, dass er neben der Vermietung der vier kleinen Hütten und dem Betreiben des Warungs gerne auch wieder in den Chili-Anbau gehen würde. Die Corona Krise hat hier viele in starke existenzielle Krisen gestürzt und so wird versucht vorzubauen nicht nur von einem Bereich abhängig zu sein.
Wasserfälle & Honeymoon Ausflüge
Von Tetebatu aus geht es für uns zurück ans Meer - nach Kuta. Adanan wird wieder unser Fahrer sein. Spontan lassen wir uns doch noch ein wenig zu einer Wasserfall-Tour überreden, die für uns vom Fahrtweg nur circa eine extra Stunde Umweg bedeutet.
Adanan führt uns mit guter Ortskenntnis einen Rundweg entlang von Wasserfällen in unterschiedlichster Größe. Zwischendurch fragt er uns immer wieder „Are you happy?“ Ich weiß, dass das super nett gemeint ist, aber nach der fünften Nachfrage wäre ich ihm dankbar, wenn er es nun dabei belassen würde. Ich wünsche mir, dass er auch happy ist und auch zwischendurch auf sein Wohl achten kann. Mir bzw. uns geht es gut, mehr als das, wir dürfen jeden Tag neue Erfahrungen sammeln und den Dezember in der Sonne verbringen. Und er läuft die ganze Zeit in seinen Flip Flops flink vor uns her, während ich mich in meinen Trekking-Sandalen teilweise ein wenig unbeholfen fühle.
Ab diesem Spot geht es übrigens auch los, dass ich sehr häufig von Familien oder Frauen gefragt werde, ob sie ein Foto mit mir machen dürfen. „Sama-Sama“ – Gern geschehen! Was noch ganz lustig ist, ist das vor allem der größte Wasserfall ein richtiger Honeymoon Spot für die auf Lombok lebenden Indonesier zu sein scheint. Schilder weisen übrigens daraufhin, dass man als Frau nicht im Bikini, sondern ausschließlich bekleidet baden soll. Finde ich nur richtig, dass die Bitte, die lokale Kultur zu respektieren noch mal verschriftlicht ist.
Bananenchips und Chilli-milli
Die Tour durch die Wasserfälle war zugegebener Weise doch ein kleines Workout und so nehmen wir wieder dankar bei Adanan auf der Rückbank Platz und snacken Bananenchips - soo lecker und derzeit mit eines meiner liebsten Nahrungsmittel neben Banana-pancakes, während er uns sicher Richtung Kuta fährt. Bei den Steigungen denkt man einige Male, dass das Auto gleich den Geist aufgibt, aber es bleibt seinem Fahrer treu und wir kommen gut an.
See you in KUTA 😊